Recherche-Dossier zum Doppelresidenzmodell veröffentlicht
Mit dem 65seitigen Recherche‐Dossiers zum Doppelresidenzmodell, das nun erstmalig auf doppelresidenz.at veröffentlicht wurde, wird das Ziel verfolgt, die oft noch vorherrschenden gesellschaftlichen Vorurteile ‐ v.a. in Österreich und in Deutschland, gegen das Modell der Doppelresidenz anhand aktueller wissenschaftlicher Studien und Erkenntnissen zu dekonstruieren und so auch einen konstruktiven und wissenschaftlichen Beitrag zum Diskurs zur kommenden Familienrechtsreform zu liefern.
Neben einer Quellenanalyse wird auch ein Blick über die Ländergrenzen und dort erprobte Praxis geworfen und in abschließenden FAQs die häufigsten Einwände behandelt. Das Dokument unterliegt der Creative Commons Lizenz CC-BY 4.0 International, d.h. die Verbreitung als Ganzes oder in Auszügen davon ist ausdrücklich unter Quellenangabe gestattet
Zusammenfassung
Wie man es auch dreht und wendet, egal ob man die Entwicklung und Gesundheit der Kinder betrachtet, das Familieneinkommen oder aber den Konflikt der Eltern – Kinder, welche in der Doppelresidenz leben entwickeln sich nicht schlechter, in einer überwältigenden Mehrzahl an Faktoren aber deutlich besser als Kinder in Einzelresidenz oder Residenzmodell. Es ist daher an der Zeit, dies auch in Rechtsprechung und Gesetzgebung – v.a. in Österreich und Deutschland – zu berücksichtigen.
Wenn sichergestellt ist, dass betroffene Kinder bei keinem Elternteil weder psychisch noch physisch gefährdet sind und beide Elternteile bereit und in der Lage sind, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen, stellt das Doppelresidenzmodell auch nach wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen das beste Modell dar, um die optimale Entwicklung der Kinder sicherzustellen.
Die These, die Doppelresidenz abzulehnen, wenn die Eltern sich streiten, fand in keiner der 60 untersuchten Studien von Linda Nielsen[1] eine Bestätigung, im Gegenteil. Bei streitenden Eltern stellt die Doppelresidenz eine Entlastung für die Kinder dar. Bei streitenden Eltern sollte daher im Zweifelsfall eher die Doppelresidenz als das Residenzmodell angeordnet werden. Für eine gegenteilige Ansicht gibt es keine wissenschaftliche, erkenntnisbasierte Grundlage.
Gefragt ist auch der Gesetzgeber, nun auch zeitnah gesetzliche, erkenntnisbasierte Regelungen zu schaffen, welche die Doppelresidenz in allen Bereichen des Familien-, Steuer- und Sozialleistungsrecht sowie weiteren Gesetzen berücksichtigt. Für Eltern und Gerichte braucht es handhabbare, verlässliche Regelungen, die die Interessen von Müttern, Vätern und vor allem der Kinder in ein ausgewogenes Verhältnis setzen.
[1] Linda Nielsen, 2018, Joint versus sole physical custody: Outcomes for children independent of family income or parental conflict, Journal of Child Custody, https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/15379418.2017.1422414, besucht am 23.11.2021
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Recherche-Dossier-Doppelresidenz-Modell_v1.3.pdf